CLAUDIA ENGLER UND MARCEL BAUMGARTNER


»DIE ENGSTE, NIE GETRÜBTE FREUNDSCHAFT«1

Paul Klee (1879–1940) und der Berner Bibliothekar und Schriftsteller Hans Bloesch (1878–1945) waren sich zeitlebens in enger Freundschaft verbunden. Diese manifestierte sich in zahlreichen Korrespondenzen und künstlerischen Projekten. Erhalten haben sich diese Dokumente insbesondere im Familienarchiv Bloesch, das 2008 der Burgerbibliothek Bern übergeben worden ist. Bis dahin war kaum bekannt, was für eine reiche Quelle der Nachlass von Hans Bloesch für die Klee-Forschung bedeutete. Damit liessen sich bisher offene biografische Fragen beantworten und frühe künstlerische Projekte nachverfolgen. Bereits 2003 hatten Reto Sorg und Osamu Okuda für ihre Recherchen zu ihrem Editionsprojekt »Der Musterbürger« (2005) Zugang zum damals noch in der Familie verwahrten Nachlass erhalten, wo sie offenbar im hintersten Winkel eines Schranks auf das bisher unbekannte Manuskript zu »Das Buch« stiessen. Hans Bloesch und Paul Klee hatten das Projekt 1902 begonnen, aber nie abgeschlossen.

Das reiche, noch unerforschte Quellenmaterial im Familienarchiv liess rasch die Idee einer Trilogie aufkommen. In Zusammenarbeit mit dem Zentrum Paul Klee und der Burgerbibliothek erschien 2019 das Faksimile sowie die Edition von »Das Buch«. Ein Gemeinschaftsprojekt von 1902–1905, herausgegeben von Osamu Okuda und Reto Sorg. 2021 folgte die kommentierte Edition Paul Klee | Hans Bloesch. Die Korrespondenz 1898–1940, herausgegeben von Marcel Baumgartner. Mit Hans Bloesch. Auf dem Weg zum Musterbürger (Schriftenreihe der Burgerbibliothek Bern 2023), ebenfalls verfasst von Marcel Baumgartner, liegt nun der dritte und abschliessende Band der Trilogie vor. Marcel Baumgartner zeichnet darin den Weg von Hans Bloesch vom rebellischen Gymnasiasten, vom »Aussteiger« auf Korsika und von der erhofften Künstlerexistenz hin zum »Musterbürger« bis 1910 nach. Paul Klee, dem die erträumte künstlerische Karriere im Gegensatz zu Hans Bloesch gelang, begleitete den Freund stets unterstützend und liebevoll, aber auch kritisch.

Claudia Engler, 
Burgerbibliothek, Bern