Vorwort 

Paul Klee, Ohne Titel, 1917, 128, Wasserfarben über geleimten Gipsgrund mit Sandkörnern auf Papier, auf Karton montiert, 19,0 x 16,2 cm, Kunstmuseum Bern, Legat Cornelius Gurlitt 2014
© Kunstmuseum Bern

Konstruktivismus, Carl Einstein, Klee-Gesellschaft, Bauhaus in der Provinz. Das sind die Schlagworte zu den Artikeln in der zwölften Ausgabe der Zwitscher-Maschine und sie lassen bereits erahnen, wie vielfältig die Forschungsthemen im Zusammenhang mit Paul Klee sind.

Lisa Cornali untersucht in ihrem Beitrag, inwiefern sich die Idee des Schöpferischen bei Paul Klee und den Konstruktivisten unterscheidet und kommt zum Schluss, dass Klee die konstruktivistischen Ideale mit Interesse beobachtete, sie mitunter aber auch kritisch kommentierte. Dieser Thematik ist auch eine Sektion in der Ausstellung Paul Klee. Vom Rausch der Technik gewidmet, die aktuell im Zentrum Paul Klee, Bern (bis 21.5.2023) zu sehen ist.

Dass die Ideen des Bauhauses auch nach 1933 weiter Verbreitung fanden, zeigt Ulrich Gorsboth. In seiner Untersuchung rollt er die Geschichte eines »Bauhaus in der Provinz« auf: In Wuppertal leitete der Bauhaus-Schüler Werner Schriefers in den 1950er und 1960er Jahren eine Werkkunstschule, die ganz den pädagogischen und gestalterischen Idealen des Bauhauses verpflichtet war. Klaus H. Kiefer schreibt wiederum über Carl Einstein, der als Kunstkritiker und Vertrauter von Paul Klee schon früh die Abhängigkeit der modernen Künstler:innen von Händler:innen und finanzstarken Sammler:innen kritisiert – dessen Idealismus jedoch schliesslich an der Realität scheitert. Einem dieser einflussreichen Sammler widmet sich Lars Berg in seinem Aufsatz: Otto Ralfs, dem Gründer der Klee-Gesellschaft. Ralfs trug mit seinem Engagement wesentlich dazu bei, dass Klees Karriere in den späten 1920er Jahren so erfolgreich verlief. 

In der Rubrik »Neu entdeckte/identifizierte/publizierte Werke. Addenda zum Catalogue raisonné« stellen wir fünf Werke vor, über deren Verbleib teilweise bis vor kurzem nichts bekannt war. Für zwei dieser Werke konnte Osamu Okuda nachweisen, dass sie ursprünglich Teile von anderen Werken waren und vom Künstler selbst zu einem unbekannten Zeitpunkt abgetrennt und als eigenständige Werke geführt wurden. Für eine andere Neuentdeckung, die während des Ersten Weltkriegs entstand und sich heute in der Sammlung Gurlitt des Kunstmuseums Bern befindet, rekonstruieren Osamu Okuda und Walther Fuchs deren Entstehungsgeschichte. 

Dass die Zwitscher-Maschine nun bereits zum zwölften Mal erscheint, wäre ohne die Unterstützung durch Rita Klee nicht möglich. Ihr gebührt daher ein grosses Dankeschön für die unschätzbare Mithilfe.

Die Herausgeber:
Walther Fuchs, Digiboo Verlag, Küsnacht
Marianne Keller Tschirren, Zentrum Paul Klee, Bern
Osamu Okuda, Zentrum Paul Klee, Bern


Editorial

Paul Klee, Grieche und Barbaren (Greek and barbarians), 1920, 12, oil transfer drawing and watercolor on chalk primer on paper, mounted on cardboard, 38,8 x 27,3 cm (sheet size), Kunstmuseum Bern, bequest Cornelius Gurlitt 2014
© Kunstmuseum Bern

Constructivism, Carl Einstein, Klee Society, Bauhaus in the province. These are the keywords for the articles in the 12th issue of the Zwitscher-Maschine and they already give an idea of the diversity of research topics related to Paul Klee.

In her paper, Lisa Cornali examines to which extend the idea of creation differs between Paul Klee and the constructivists, and comes to the conclusion that Klee observed the constructivist ideals with interest, but sometimes also commented on them critically. The current exhibition Paul Klee. About Technical Frenzy at the Zentrum Paul Klee, Bern (until 21.5.2023), highlights this topic as well.

Ulrich Gorsboth shows that the ideas of the Bauhaus continued spreading after 1933. In his study, he unravels the history of a “Bauhaus in the province”: In Wuppertal, the Bauhaus student Werner Schriefers ran a school for design in the 1950s and 1960s that was fully committed to the educational and design ideals of the Bauhaus. Klaus H. Kiefer writes in turn about Carl Einstein, who, as an art critic and confidant of Paul Klee, criticised early on the dependence of modern artists on dealers and financially strong collectors – but whose idealism ultimately failed in the face of reality. Lars Berg devotes his essay to one of these influential collectors: Otto Ralfs, the founder of the Klee Society. Through his commitment, Ralfs contributed significantly to Klee’s career success in the late 1920s.

In the section “Neu entdeckte/identifizierte/publizierte Werke. Addenda to the Catalogue raisonné” [Newly discovered/identified/published works. Addenda to the Catalogue raisonné] we present five works of art whose whereabouts were partly unknown until recently. For two of these works, Osamu Okuda was able to prove that they were originally parts of other works and were separated by the artist himself at an unknown time and listed as independent works. For another new discovery, created during the First World War and now in the Gurlitt Collection of the Kunstmuseum Bern, Osamu Okuda and Walther Fuchs reconstruct its genesis. 

The publication of the 12th issue of the Zwitscher-Maschine would not have been possible without the support of Rita Klee. We would therefore like to express our deepest gratitude for her invaluable contribution.

The editors:
Walther Fuchs, Digiboo Verlag, Küsnacht
Marianne Keller Tschirren, Zentrum Paul Klee, Bern
Osamu Okuda, Zentrum Paul Klee, Bern